Man kennt das: Ein Gefühl lässt einen nicht los. Und wir sprechen hier von unangenehmen, schmerzvollen, quälenden Gefühlen – denn nur die sind es schließlich, die die Kraft haben uns zu zwingen hinzusehen, etwas zu tun, etwas zu suchen, etwas zu ändern.
Warum also dagegen ankämpfen? Warum versuchen, sich abzulenken, zu flüchten, abzudämpfen, zu betäuben?
Wollen wir doch einmal etwas anderes probieren:
Es geht darum, ein Gefühl zu verfolgen, zu sehen, was es will, was es einem sagen will und wohin es einen führt…indem wir noch tiefer uns auf es einlassen, ihm Raum geben, sehen wie es sich ausgestalten will. Welchen Raum braucht es: Braucht es Bewegung, Wind um die Ohren, braucht es einsame Wege, wo es sich in seinem Tempo bewegen kann? Braucht es nasses Moos unter den bloßen Füßen, braucht es Wiese, Park, Wald, Garten? Braucht es die Beobachtung von fließendem Wasser, braucht es Flußufer, Kanal? Braucht es genug Platz um zu tanzen, zu weinen, braucht es Wohnzimmer, Atelier? Braucht es einen Ort, wo es angehalten ist zu schreiben, allein und doch nicht allein, braucht es Café, Musik?
Was braucht es, damit wir uns noch tiefer hineinsinken lassen können?
Und dann fangen wir an, die Worte fließen zu lassen, wir begrüßen es, wir sprechen zu ihm, á la:
Ach Schmerz, hallo, ich begrüsse dich, du bist da, du willst heute da sein. Gut, Lieber, ich werde dich herumtragen, wenn du schon so nah bei mir sein willst, ich werde dich herumtragen wie ein Baby. Wie mein Baby.
Ich werde mich hinsetzen mit dir, ich nehme dich mit ins Kaffeehaus, ich trinke einen Kaffee mit dir, ich setze dir die Sonnenbrille auf die schmerzenden Augen. Ich kleide dich in Schwarz, damit du dich wohl und sicher fühlst. Ich stecke dir einen Ring auf den Finger mit drei großen Steinen, einer weiß, einer schwarz, einer blau, damit du etwas zum Festhalten hast. Ich hänge dir eine große Tasche um, hinter der du dich verstecken kannst.
Und dann fühlen wir, wie es fühlt, dann sehen wir durch seine Brille, dann erleben wir den Tag mit ihm an der Hand, lassen uns führen, neugierig, behutsam und achtsam lauschend dabei, fühlend uns fortbewegend. Vielleicht sehen wir andere Dinge, haben Sehnsucht nach einer neuen Farbe, denken einen neuen Gedanken zum ersten Mal, fühlen ein hellviolettes Gefühl.
Deine Gedanken zu diesem Thema