Intuitives Tarot

with Keine Kommentare
Tarot der 17, unterschiedliche Formate, Mixed media auf Aquarellkarton

So ist das entstanden: ein ziemlich “verletztes” Papier, dickes, schönes Aquarellpapier, verletzt beim ungeduldigen, ungeschickten Herunterreissen innerhalb einer kunttherapeutischen Selbsterfahrungssitzung mit den Kolleginnen von Art&Moor. (Dieses ungeschickte, ungeduldige Runterreissen und partielle Zerstören des Papiers war natürlich auch schon Teil des Prozesses, bzw notwendig in diesem Moment.)

Nach Besprechung der Gestaltung und Inhalieren ihres Inhalts, Integration des Erlebten und Erkannten brauchte ich die Gestaltungen nicht mehr. Und ich wollte neue, selbstgemachte Stempel ausprobieren. Also habe ich das Papier in kleine Rechtecke zerschnitten. Auch ein hack von mir, die Angst auszutricksen. Die Angst vor dem Wiederbeginnen. Die Angst vor dem weißen Blatt, wenn man so will. Kleine Formate. Das Spielerische einladen. Also auf die weißen Rückseiten gestempelt. Dann wollten Frauengesichter dazu. Auch in einer Technik, die halb blind ist: Ich zeichne auf Graphitpapier, sehe nicht, was ich zeichne. Sowohl in der Kunst als in der Kunsttherapie lade ich gerne Techniken ein, bei denen der “Zufall” mitzeichnen, mitmalen darf.

Und so wird es ein Tarot. Ein Tarot der 17. Ganz spontan und spielerisch entstanden – mir deshalb nicht weniger wertvoll – ganz im Gegenteil. Was haben die 17 zu sagen? Welche Konstellationen könnten sich ergeben? Wie verändert sich ihr Ausdruck je nach Zusammenfügung? Spannende Fragen – und schon sind wir mittendrinnen im Tarot-Geschehen.

Und hör mir auf mit: “Glaubst du denn an sowas? Das ist doch Schmafu.” Glaube ich an Selbstreflexion? Glaube ich an innere Bilder als Informationsträger? Glaube ich an die Möglichkeit über Gestaltung Inneres nach Außen zu bringen, es dadurch anschaubar, besprechbar, erkennbar zu machen, so bis dato Unbewusstes ins Bewusstsein zu bringen? Hell yeah. Sonst wäre ich nicht Kunsttherapeutin.

Tarot als Zukunftsvorhersage? Eher nicht. Abgesehen davon, dass ich sehr wohl glaube, dass es eine Ebene gibt, auf der die Linearität unseres “normalen” Zeiterlebnisses aufgehoben ist, also, dass es eine Ebene gibt, auf der Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart quasi eins sind. Aber das ist eine andere Geschichte.

Und dann? Dann könnte man Vielerlei machen: In einem kunsttherapeutischen Setting, zu zweit, allein oder in einer Gruppe: Man könnte Karte(n) auswählen lassen und auf die Rückseite Worte dazu schreiben lassen. Man könnte die Karten sprechen lassen. Sie zueinander platziern, sehen, wie es ihnen geht damit, Platz tauschen, Rolle tauschen. Den Zwischenraum erforschen: Zwei oder mehr Karten auswählen, auf einem großen Blatt auflegen – in den Zwischenraum hinein schreiben oder zeichnenmalen.


Und schließlich hab ich das gemacht: In einem mutigen Moment die Karten umgedreht: Da waren noch – nunmehr in kleine ungegenständliche Bilder zerteilt – die “Überreste” der ursprünglichen Gestaltung. Diese habe ich die Worte inspirieren lassen, ganz unmittelbar. Poesie eher, nicht so sehr mit Fokus auf Verständlichkeit.

Jetzt habe ich ein spielerisch entstandenes Tarot, das ich zu mir sprechen lassen kann, wann immer ich will. Das die Qualität einer (für mich) interessanten Zeit in sich trägt und ich kann darüber Zugriff kriegen auf das Wissen, das ich in diesem Moment hatte. (Gestaltungen wissen bekanntlich immer mehr als wir zum Zeitpunkt ihres Geschehens schon in Worte fassen könnten.)

Und falls du das auch möchtest – dein ureignes Tarot entstehen lassen – und dafür den Erfahrungsraum einer in diesem Thema, Techniken, Wissen und Erfahrung versierten Künstlerin und Kunsttherapeutin anzapfen möchtest – be my guest.

Deine Gedanken zu diesem Thema