– ein Mudra
Ein Prinzip des Yin Yoga ist Empfänglichkeit. Offenheit. Geschehen lassen. Das ist nicht leicht. Das ist nicht leicht, weil wir meist im Yang-Modus sind: Hetzen, Laufen, Beweisen müssen, Schaffen, Checken, Tun. Es ist nicht leicht, plötzlich Umzuschalten. Es kann Widerstand auslösen: Grant, Ungeduld oder auf körperlicher Ebene in der Asana: Herumzippelnzappeln, husten, räuspern.
Noch schwieriger ist es, offen und empfänglich zu sein, wenn wir gestresst sind. Oder verärgert, wütend, traurig.
Wie wird man wieder empfänglich?
Wie öffnet man die Hand so, dass etwas hineinfällt?
Indem man Dankbarkeit trainiert: Trainieren klingt schon mal unsexy – aber Dankbarkeit ist alles andere als. Dankbarkeit öffnet die Tore für noch mehr, wofür man dankbar sein kann. Dankbarkeit multipliziert die Freude, das Glück, die Liebe, das Zauberhafte des Augenblicks.
Die Göttin der kleinen Dinge
1000 kleine Dinge oder Momente: Das Licht, wie es als Regenbogen auf meine geöffnete Hand fällt, darin spielt… Das Lächeln eines Fremden. Das Gedicht, dass mir meine Freundin geschickt hat. Die sinnliche Erfahrung des Wegküssens eines Tropfens Milch von der Wange meines Babys.
Das Bewusstsein, dass ein großer Schmerz eine große Freude in sich verborgen hat (noch ist sie ganz klein, ein rosa flaumiges Kücken, verletzlich, verträumt, kaum erst materialisiert.)
…und dann atme…
Und dann: schließe die Augen, atme den Moment ein. Wie riecht er – tut er weh in der Nase wie frische kalte Luft am Morgen? Du lernst die Nuancen zu bestimmen, die Geschmacksknospen für Dankbarkeit zu verfeinern.
Wir trainieren den Blick, die Augen, das Herz, die Hände: wir sehen, fühlen, atmen, riechen, spüren mit dem ganzen Körper. Wir verbinden uns so mit dem Moment – und über den Moment versöhnen wir uns mit unserer Vergangenheit – denn sie hat uns schließlich hierher gebracht – in diesen köstlichen Zustand: Fähig zu sehen, zu spüren, zu teilen.

Dankbarkeit möchte teilen. Hey, siehst du das auch? Siehst du das? Wie schön das ist?! Dankbarkeit möchte Kontakt herstellen – denn Dankbarkeit weiß um die Verbundenheit allen Seins.
It’s not frivolous to seek out beauty when the world feels most unbeautiful, or to seek out colour when the world seems most dull.
You can paint your room, you can go to the museum, you can leave the city and drive to the coast – whatever it takes to remember what lush magic the world holds.
– Claire Comstock-Gay aka Madame Clairvoyant
Besonders wenn wir traurig sind, wenn wir uns von etwas oder jemand verabschiedet haben, wenn wir mutlos, ratlos sind – können wir diese Offenheit trainieren. Denn Offenheit hat viel mit Loslassen zu tun. Loslassen ist der erste Schritt. Und in diesen Zwischenraum von Losgelassen Haben und Noch nicht Wissen, was als nächstes kommt, was stattdessen kommt – in diesen Zwischenraum kann die köstliche Überraschung fallen: rosa, Regenbogen, hell, grell, sanft, Tränen, Lächeln, klirr.
guter Schmerz
Hineinschmelzen dann. Hineinschmelzen ist auch ein Werkzeug des Yin Yoga: Nachdem du (mithilfe von Props – Decken, Pölstern, Blöcken) die für dich optimale Asana, Haltung gefunden hast, in der du die Muskeln entspannen kannst, den Dehnschmerz genießen kannst, beatmen kannst, kannst du dich der Erdanziehung – der Erdumarmung – hingeben und das langsame Schmelzen beobachten. Und das geht oft besser mit geschlossenen Augen, mit bewusstem Atmen, Ausatmen mit Stimme, mit einem Seufzen, einem “Mmmmm”…..
Eine Yin Yoga Stunde – und ein bewusst getrunkener Moment der Dankbarkeit – hinterlässt dich als eine Andere als die als die du hineingegangen bist.
Du hast losgelassen, gefühlt, warst wütend, traurig, getrieben, hast dich ergeben, bist geschmolzen, hast dich verloren und neu wieder zusammengesetzt. Und in diesem Prozess bist du mehr geworden.
Du bist mehr
Du bist jetzt auch das Rauschen der hohen Blätter und Äste im Wind, du bist dieser Baum, du bist alle Bäume, du bist das Anschwellen des Regens, du bist die kleine Träne. Und der Regenbogen darin.
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